Glückssache

Studieren aus Überzeugung

Jedes Jahr wechseln noch bis in die Nachmeldephase hinein hunderte Studierende ihren Studiengang. Die meisten merken schnell, dass ihnen das aktuelle Fach keinen Spaß macht. Oft bekommen die Geisteswissenschaften dann  noch ordentlich Zuwachs. Aber woran liegt das?

Sie gelten gemeinhin als brotlose Kunst. Immer wieder hört man von studierten Taxifahrern und arbeitslosen Philosophen. Ein Vernunftsfach lockt dagegen mit einem hohen Einstiegsgehalt, langfristigen Jobaussichten und Ruhm und Ehre. Die wenigsten Studienwechsler haben vor ihrer Umschreibung allerdings daran gedacht, ob dieses Studium und der daraus resultierende Job sie langfristig auch glücklich machen wird.
Und dabei dient ein Studium vor allem dazu, den Weg zu ebnen, für ein glückliches Leben in einem Beruf, den man gerne ausübt.
Mit dem Glücklich- sein beschäftigt sich mittlerweile ein ganzer Forschungszweig: die Positive Psychologie. Ziel dieser Forschung ist es, die Faktoren zu finden, die Menschen zu einem erfüllten Leben verhelfen. Professor Barbara Fredrickson von der University of North Carolina ist weltweit führende Wissenschaftlerin in Sachen gute Gefühle. „Die Menge an positiven Gefühlen, die ein Mensch hat, steht in direktem Zusammenhang damit, ob er im Leben aufblüht oder nur dahin dümpelt.“ Hinzu kommt, dass glückliche Menschen im Schnitt ungefähr fünf Jahre länger leben, da sie ein stärkeres Immun- und Herz- Kreislauf System haben.
Diese Studien sind allgemein bekannt. Daher stellt sich die Frage, warum so viele Menschen nicht das tun, was sie primär glücklich macht. Die simple und in den meisten Fällen zutreffende Antwort ist: Geld. Denn in unserer Gesellschaft wird Glück oft mit Wohlstand gleichgesetzt. Dem ist in der Tat aber nicht so, denn es ist bewiesen, dass, sobald die Grundbedürfnisse gedeckt sind und der eigene Lebensstandard dem des unmittelbaren Umfelds entspricht, mehr Geld nicht automatisch glücklicher macht.
Die Faktoren, die Menschen zufrieden machen, sind vor allem Familie und Freunde, persönliche Freiheit, Gesundheit und der Arbeitssinn. Das ergaben bundesweite Umfragen. Ein hoher IQ, das Wetter und Reichtum wirkten sich hingegen nicht auf das Glück der Befragten aus.
In dem mittelasiatischen Staat Bhutan gibt es seit 2008 sogar eine jährliche Messung des Bruttosozialglücks. Es ist also in einigen Ländern schon Thema der Politik für glückliche Bürger zu sorgen. Zudem ist bewiesen, dass die erfolgreichsten Unternehmen aus Menschen bestehen, die das tun, was sie wirklich gut können. In Deutschland geben hingegen nur ein Drittel aller Arbeitnehmer an, in einem Beruf zu arbeiten, der ihren Stärken entspricht. Es sollte also nicht das Ziel sein, ein Fach zu studieren, von dem man glaubt, dass man ein hohes Einkommen haben wird. Vielmehr sollte es Ziel sein, an seinen Stärken zu arbeiten und diese nach dem Studium beruflich zu verwirklichen. Und mit der Aussicht auf ein beruflich glückliches Leben schläft es sich dann auch im Komparatistikstudium leichter.

Quelle: Gipfel der Glücklichmacher, aus Focus (2009)

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