Oft gefordert, heiß umstritten: die UniCard kommt. Vielleicht.
Jahrelang wurde die UniCard vom Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) beworben und vom Studierendenparlament nicht umgesetzt. Nun könnte sie dem Karten-Dschungel im Portmonee der Studierenden an der Uni Bonn bald ein Ende setzen. Die akut hat die wichtigsten Fakten für euch zusammengestellt.
Was ist die UniCard und welche Funktionen beinhaltet sie?
Die UniCard ist eine multifunktionale Chipkarte, die den Studierendenausweis zukünftig ersetzen soll. Dabei bringt die UniCard eine Reihe an Funktionen mit, um den Studierenden den Unialltag zu erleichtern. So soll sie beispielsweise beinhalten: den Studierendenausweis, den Bibliotheksausweis, eine bargeldlose Bezahlfunktion für Uni und Studentenwerk, das VRS- und NRW-Ticket, eine Schließfunktion für Spinde sowie ein Lichtbild.
Warum gibt es die UniCard nicht schön längst?
Die ersten Forderungen nach einer UniCard ließ der RCDS schon vor über zehn Jahren verlauten. In der Folge wurde ein Konzeptpapier erarbeitet, welches jedoch nicht umgesetzt werden konnte.
2011 wurde erstmals ein UniCard-Ausschuss eingerichtet. Allerdings wurden bis Februar 2013 keine konstruktiven Maßnahmen zur Umsetzung der UniCard ergriffen, da es innerhalb des Ausschusses zu keiner Mehrheit für die vorgestellten Konzepte kam: Die Grünen hätten blockiert, heißt es beim RCDS. Eine „Legende“, nennen das die Grünen — der RCDS habe den Datenschutz nicht ernst genommen.
Wer kümmert sich um die Umsetzung der UniCard?
Im Februar dieses Jahres wurde ein neuer Ausschuss für die UniCard gegründet, der aus drei Mitgliedern der Grünen Hochschulgruppe, zweien des RCDS, zweien der Jusos und einem Fachschaftsvertreter besteht, die sich mit der Umsetzung der UniCard befassen. Zur Überraschung aller Beteiligten läuft die Arbeit im Ausschuss „ausgesprochen konstruktiv“, sagt Matthias Rübo vom RCDS. Und auch Jonas Janoschka von der Grünen HSG sagt: „Dieses Jahr ist es das erste Mal, dass es vernünftig läuft.“
Wie ist der Stand der Dinge?
Der UniCard-Ausschuss präsentierte dem Studierendenparlament einen Anforderungskatalog mit den gewünschten Features der UniCard, dem dieses zustimmte. Nun muss als nächstes das Hochschulrechenzentrum (HRZ) das Konzept prüfen. Die Aussichten, so sagt der Ausschussvorsitzende Michael Fengler (Jusos), seien aber gut. Das HRZ habe sich bisher „sehr aufgeschlossen“ gezeigt. Anschließend muss die Zustimmung des Rektorats abgewartet werden.
Zudem führt der UniCard-Ausschuss Sondierungsgespräche mit der Firma „Magna Carta“, die Anbieter für solche multifunktionalen Chipkarten sind und bereits erfolgreich mit der Uni Aachen zusammenarbeiteten. Dass es dort Umsetzungsschwierigkeiten gab, wertet Michael jedoch nicht als schlechtes Omen: „Wir in Bonn profitieren von den Aachener Fehlern.“
Welche Probleme gibt es noch?
Die Einführung der UniCard würde, nach Angaben der Mitglieder des Ausschusses, Kosten von ca. 300.000€ mit sich bringen. Aus diesem Grund könnte das Projekt an der Finanzierung scheitern. Die laufenden Kosten für Neuausstellung und Wartung der Terminals wären, verglichen mit dem bisherigen Ausweis aus Papier, wohl nicht höher, betonte Michael Fengler (Jusos). Zum einen könnte der Semesterbeitrag einmalig um ca. 10 € erhöht werden, zum anderen bestünde eventuell die Möglichkeit, Sponsoren zu gewinnen. Auch die Studierendenschaft könnte sich dieses Projekt aus ihrem Haushalt leisten, jedoch gab es im Studierendenparlament einen Beschluss dagegen.
Des Weiteren machten sich die GHG und die Piraten Sorgen, der Schutz der Daten der Studierenden könne nicht gewährleistet sein. Es wurden die Bedenken geäußert, die Uni könne durch Sensoren bei Vorlesungen automatisiert die Anwesenheit feststellen. Solche Pläne bewegten sich jedoch weit jenseits des rechtlich Zulässigen, sagt Matthias Rübo (RCDS).
Wer an der Effektivität des Datenschutzes zweifelt, soll jederzeit die Möglichkeit haben, die eigenen Daten „nullen“ zu lassen, also auf einzelne Funktionen der Card zu verzichten. Deshalb sollen auch nach UniCard-Einführung die „alten“ Systeme in Bibliothek und anderen Uni-Einrichtungen weiterbestehen — für all jene, die eine Speicherung ihrer Daten auf einer zentralen Karte ablehnen.
Dürfen die Studierenden mitentscheiden?
Eine Möglichkeit der Mitbestimmung der Studierenden wäre die Urabstimmung. Matthias Rübo (RCDS) sieht diese aber eher kritisch, da die Kosten für eine Urabstimmung im Vergleich mit den Einführungskosten der UniCard relativ hoch wären. Zusätzlich zweifelt er an der Aussagekraft der Urabstimmung, da man davon ausgehen könne, dass die Wahlbeteiligung ebenso gering sei wie bei der Wahl des Studierendenparlaments.