Ein Abend der hochschulpolitischen Grabenkämpfe – Auf der Elefantenrunde stellen die Spitzenkandidierenden der zur SP-Wahl antretenden Listen sich und ihre Positionen vor. Auf der Bühne saßen diesmal allerdings nur vier der fünf Spitzenkandidierenden – und Grumpy Cat.
Von Julia Faber
Die Elefantenrunde: Für Studierende eigentlich eine optimale Möglichkeit, die Spitzenkandidierenden der einzelnen Hochschulgruppen im Gespräch miteinander zu erleben, die einzelnen Positionen kennenzulernen und eigene Fragen zu stellen. Und auch für die Kandidierenden eine optimale Möglichkeit, eigene Positionen und Überzeugungen darzustellen und potentielle Wähler anzusprechen. Eigentlich. Denn tatsächlich haben an diesem Abend in der Mensa nur wenige SP-fremde Gesichter Anteil genommen – an dem Spektakel Elefantenrunde. Tatsächlich ging es auch weniger um ein Gespräch zwischen antretenden Kandidieren als um einen teils eher persönlichen als hochschulpolitischen Schlagabtausch der einzelnen Vertreter. Dabei begann alles recht gesittet. Moderator Kevin Scheuren von bonnFM saß inmitten der Runde aus Spitzenkandidierenden: Jana Klein (LUST), Lillian Becker (Jusos), Ronny Bittner (Piraten), Luc Kerren (RCDS) und Florian Even (LHG).
Nachdem sich alle kurz vorgestellt hatten, folgte der erste Höhepunkt des Abends: Jana Klein, Spitzenkandidatin der Liste undogmatischer StudentInnen, entschuldigt sich dafür, dass ihre Gruppe im letzten Jahr nicht an der Veranstaltung teilgenommen habe – dies wollten sie in diesem Jahr dafür in angemessener Weise tun. Noch bevor es zu überraschter Verwirrung im Saal kommen konnte – schließlich hatte die LUST im vergangenen Jahr gleich nach einer kurzen Ansage, nicht an der Runde teilzunehmen, den Raum verlassen – wurde es LUSTig: Jana stand auf, setzte statt ihrer selbst eine Grumpy Cat aus Pappe auf ihren Stuhl und verließ unter Beifall der eigenen Hochschulgruppe die Bühne. Den Rest des Abends verfolgte die LUST dann vom Mensatisch abseits der Bühne mit, kommentierte ab und an von dort aus das Geschehen und nutzte später die Fragerunde, um zu einigen Punkten Stellung zu nehmen.
Der Rest der Kandidierenden beantwortete anfangs noch artig die Fragen von Moderator Scheuren, verwiesen auf große thematische Bandbreiten (Ronny Bittner, Piraten) und betonten, dass das Ausscheiden der Grünen Hochschulgruppe (ghg) sicherlich einen Einfluss auf die Wahlbeteiligung haben werde, schließlich falle eine Gruppe weg, die sonst hätte „mitmobilisieren“ können (Lillian Becker, Jusos). Jeder sprach artig ins Mikrofon, das – anders als bei den SP-Sitzungen – sogar dauerhaft angelassen wurde und nicht nach jedem Wortbeitrag vor dem Weiterreichen ausgeschaltet wurde – wie nett.
Weniger nett wurde es dann im weiteren Verlauf des Abends, Gesprächsbeiträge wurden immer öfter unterbrochen, das Ganze wurde zur Unterhaltung vieler und Überraschung weniger Anwesender recht hitzig. Während Florian Even (LHG) es zunächst noch recht diplomatisch versuchte und darauf hinwies, dass sich das Studierendenparlament (SP) manchmal vielleicht etwas zu ernst nehme, endete jegliche Diplomatie spätestens, als RCDS und LUST einen Zweikampf auszufechten begannen. Luc Kerren (RCDS) bezeichnete einige Flyer der LUST gleich mehrfach als „geistigen Müll“ und wies das Publikum darauf hin, dass man sich „mit solchen Leuten hier herumschlagen“ müsse – die LUST revanchierte sich, indem sie das Abschlussplädoyer des RCDS mit einer Handfurz-Komposition live begleitete. Ihr eigenes Abschlussplädoyer gestaltete sich – vermutlich in Absprache mit Grumpy Cat – als kollektives „Miau“.
Moderator Kevin Scheuren, der die Radioübertragung an diesem Abend vermutlich gern ab und an für etwas Werbung unterbrochen hätte, leitete schließlich die Fragerunde im Publikum ein, um die „Grabenkämpfe“ zu beenden.
Die Elefantenrunde: Eigentlich eine tolle Möglichkeit, Studierenden den Zugang zur Hochschulpolitik zu erleichtern, sie einzuladen in den Mikrokosmos „Hochschulpolitik“. Eigentlich. Denn ein solches Spektakel parteipolitischen Bashings mag für Menschen außerhalb der SP-Wirklichkeit nicht nur schwer verständlich, sondern auch schwer erträglich sein.