Zahlenspielereien

Die geheimen Herrscher des SP

Das Studierendenparlament trifft mitunter Entscheidungen, die sich in den Fakultäten und Fachbereichen unterschiedlich auswirken. Da ist es doch interessant zu sehen, was für Leute da denn sitzen – als Vertreter aller Studierenden.

Wir gucken uns mal das aktuelle SP an und untersuchen, ob die Verteilung der Studierenden auf die Fakultäten und Fächer der Universität gut repräsentiert ist. Dafür steht mir derzeit nur die amtliche Statistik über die eingeschriebenen Personen im Wintersemester 2012/13 vom 1. Dezember 2012 zur Verfügung, weswegen die Untersuchung eher den Zustand bei der Wahl als die aktuelle Situation widerspiegelt. Was es nicht unbedingt weniger aufregend macht.

Nehmen wir also an, statt der Listen hätte man Vertreter der Fakultäten ins SP wählen können. Und da alle Studierenden ihre eigene Fakultät am hipsten und coolsten finden, stimmen sie für diese.

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Unser SP sähe dann aus wie [in der rechten Spalte oben hier] zu sehen (Alte Satzung, 51 Sitze, d‘Hondt). Die theologischen Fakultäten fallen komplett heraus, ebenso das Bonner Zentrum für Lehrerbildung. Das Ergebnis spiegelt relativ genau die auf ganze Zahlen gerundete Verteilung der Studierenden auf die Fakultäten wider.

Sehen wir uns nun an, wie es tatsächlich im SP bestellt ist:

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Wie man in der [unteren] Grafik sieht, sind zwei der drei kleinen Fakultäten mit je einem Sitz vertreten. Die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät hat extrem zugelegt, während  Mathematisch-Naturwissenschaftliche  und Landwirtschaftliche Fakultät stark verloren haben. Mediziner und Philosophen bleiben etwa gleich stark.

Bei unserer Pseudowahl würde eine Fakultät rein rechnerisch pro 100 Studierende etwa 0,1651287 Sitze im SP erreichen. Nun kann man diese „theoretische Sitzzahl“ mit der tatsächlichen Zahl vergleichen und die Abweichungen an einer Skala auftragen. Die Fakultäten werden wegen ihrer langen Namen der Einfachheit halber im Unischema von Eins bis Sieben durchnummeriert, das BZL bekommt die Nummer Acht. Uns bietet sich sodann folgendes Bild:

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Eine Markierung genau auf der ersten gestrichelten Linie würde bedeuten, dass die jeweilige Fakultät rechnerisch einen Sitz im SP zu viel oder zu wenig hat. Während die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät sehr stark überrepräsentiert ist, gibt es rechnerisch viel zu wenige NaturwissenschaftlerInnen und LandwirtschaftlerInnen im SP.

Betrachten wir das ganze jedoch relativ, dann ergibt sich ein etwas anderes Bild:

Das BZL krebst irgendwo oben bei 35x herum (aus Praktikabilitätsgründen nicht mehr im Bild)

Das BZL krebst irgendwo oben bei 35x herum (aus Praktikabilitätsgründen nicht mehr im Bild)

Während die Katholisch-Theologische Fakultät leicht mehr als doppelt so viele Abgeordnete im SP hat wie ihr rechnerisch zustehen, bleiben die restlichen Fakultäten unterhalb der 200-Prozent-Marke. Legt man die Evangelisch-Theologische Fakultät, die gar keinen Sitz im SP hat, mit der Katholisch- Theologischen zusammen, so kommen sie sowohl rechnerisch als auch real auf einen Sitz, was den „Ausschlag“ im Diagramm entschuldigen dürfte. Hingegen hat die Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät nur knapp zwei Drittel, und die Landwirtschaftliche Fakultät sogar weniger als die Hälfte der ihr rechnerisch zustehenden Sitze im SP besetzt. Diese beiden Fakultäten sind also sowohl absolut als auch relativ betrachtet unterrepräsentiert.

Bleibt noch eine Frage offen: Hätte man denn die auf der linken Seite dargestellte „Idealsituation“ theoretisch erwählen können? Die Antwort: Ja, aber nur knapp, da sich gerade einmal 5 Personen aus der Landwirtschaftlichen Fakultät zur Wahl gestellt haben. Aus der Evangelisch-Theologischen Fakultät trat übrigens gar niemand an.

Noch interessanter wird es, wenn man eine Ebene tiefer in der Universitätshierarchie absteigt, in die Fachbereiche. Aufgrund ihrer schieren Anzahl beschränken wir uns auf ein paar ausgewählte Beispiele. Ein Stern markiert in der Grafik die rechnerische Zahl der Abgeordneten, ein Quadrat die tatsächliche.

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Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre haben wie bereits erwartet einen höheren Anteil an SP-Mitgliedern als an Studierenden. Wer jedoch extrem heraussticht sind die Sozialwissenschaften. Der hohe Wert erklärt sich dadurch, dass darunter auch der Studiengang „Politik und Gesellschaft“ mit seinen Artverwandten fällt – und wo könnte man besser im Sandkasten Politik spielen als in unserem schönen Studierendenparlament! Somit wird auch klar, wie die Philosophische Fakultät auf die hohe Zahl der Abgeordneten kommt, obwohl sehr viele ihrer Studiengänge anteilsmäßig viel weniger SP-Mitglieder als Studierende haben.

Geographinnen und Geographen hätten sich auch beworben, wurden für die LUST aber nicht ins SP gewählt. Und die hohe Zahl an Informatikern wird zur Hälfte von der Piraten-HSG getragen.

Ab und zu kommt es auch vor, dass die Zahl der ins SP gewählten Mitglieder eines Fachbereichs ziemlich exakt dem Anteil des entsprechenden Bereichs an der Studierendenschaft entspricht, dies ist zum Beispiel bei der Chemie und der Psychologie mit 1 SP-Mitglied, oder der klassischen Philologie – mit 0 SP-Mitgliedern – der Fall. Die Anglistik hingegen scheint auch ohne Repräsentanz auszukommen. Sie stellt kein einziges Mitglied des SP.

 

Der Beitrag erschien zuerst in Akut 330

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